bamberger symphoniker

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Bamberger Symphoniker
© Michael Trippel

Böhmischer Klang – Bamberger Klang

Woher kommt eigentlich der »böhmische Klang« der Bamberger Symphoniker? Ein erstes Indiz liefert schon unsere Gründungsgeschichte: Zwar rührt unser Klang nicht allein aus dem Jahr 1946, als Musiker der Deutschen Philharmonie Prag und weitere Kriegsflüchtlinge die Bamberger Symphoniker gründeten. Ein Echo gleichsam jener Prager Musiker hören wir trotzdem noch heute. Schließlich haben diese Instrumentalisten von Beginn an ihre Erfahrungen aus der musikalischen Heimat in das neu entstandene Orchester eingebracht – und weitergegeben!

Jakub Hrůša
© Andreas Herzau

Mit unserem »böhmischen Klang« verbinden wir zunächst unsere Verwurzelung in einer Tradition, in der das Musizieren zu einer der alltäglich gepflegten Ausdrucks- und Mitteilungsform zählte; und gerade Böhmen ist seit jeher als Kulturkreis bekannt, in dem dieses musikalische Miteinander-Reden so rege wie lust- und genussvoll betrieben, ja gelebt wurde. Der »böhmische Klang« ist also nicht nur ein Klang. Er ist eine musikantische Lebenseinstellung, derer wir uns seit unserer Gründung und über die Generationen hinweg immer wieder aufs Neue dadurch vergewissern, dass wir zusammen spielen.

Nach mittlerweile über 70 Jahren in Bamberg kann man nun auch ohne weiteres von einem »Bamberger Klang« sprechen. Eine buchstäblich untergründige Ursache für diese »Klangrede« bildet seit einiger Zeit unser heimischer Konzertsaal. Erst vor einigen Jahren wurde die Akustik des Joseph-Keilberth-Saals verbessert. Damals wurde beispielsweise die Hälfte der Stahlträger unter dem Bühnenboden entfernt. Jetzt kommen vor allem die Frequenzen der Celli und Kontrabässe besser zur Geltung, und das verstärkt eine physikalische Dimension des »böhmischen Klangs«, ohne die er schlechterdings unvorstellbar wäre: seine dunkel-sonore Tiefe, über der sich der Gesamtklang des Orchesters wunderbar stabilisieren kann.

Gut hörbar ist diese Tiefe beispielsweise auf unseren Schubert- und Mahler-Aufnahmen aus den letzten Jahren, die sämtlich im Joseph-Keilberth-Saal entstanden sind. An ihnen fällt der gleichsam dunkel glühende Klang auf, der für die Bamberger Symphoniker so typisch ist – ein Klang, der seinen vielfachen Schimmer durch die Kompositionen erhält, die wir jeweils zur Aufführung bringen. Immer wieder sind dies die repräsentativen symphonischen Werke seit Ludwig van Beethovens Beiträgen zu dieser Gattung: Symphonien von Franz Schubert, Robert Schumann, Felix Mendelssohn Bartholdy über Antonín Dvořák, Johannes Brahms, Anton Bruckner bis hin eben zu Gustav Mahler.

Gleichermaßen zum nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil unseres Repertoires sind die wichtigen Werke des 20. und 21. Jahrhunderts geworden: Kompositionen von Gustav Mahler, Béla Bartók, Igor Strawinsky bis hin zu Pierre Boulez, György Ligeti, Helmut Lachenmann und Wolfgang Rihm, oder auch die Werke jüngerer Komponisten wie zum Beispiel Matthias Pintscher sowie Jörg Widmann.

Die Breite unseres Repertoires verdeutlicht die Notwendigkeit, uns in der Art, wie wir klingen, der jeweils zu spielenden Musik anzuverwandeln. Zugleich aber rührt daraus die Herausforderung, unseren eigenen Klang, der uns wiedererkennbar macht, nicht preiszugeben. Der Joseph-Keilberth-Saal bietet uns die optimalen Voraussetzungen zu dieser Pflege dessen, was wir als unseren »Bamberger Klang« auch in die musikalische Welt hinaustragen. 

In der dritten und vierten Musikergeneration seit unserer Gründung musizieren wir auch deshalb zusammen, weil es uns Freude macht, uns spielend miteinander über diesen Klang zu verständigen. Je nach Dirigent und je nachdem, welches Werk gerade auf unseren Pulten liegt, hört sich dieser »Bamberger Klang« oft ganz unterschiedlich an. Über die Jahrzehnte ist er derselbe nicht geblieben. Und wie sollte es auch anders sein? Dieser Klang ist nichts, was wir kraft unserer Gründungsgeschichte stets schon besäßen. Ganz im Gegenteil: Er ist unser Erbe, dem wir immer wieder gerecht zu werden versuchen, da man uns nicht zuletzt wegen dieses Klanges allerorten schätzt, in Bamberg genauso sehr wie auf den Konzertpodien der Musikwelt in ganz Europa, den USA, Südamerika sowie im Fernen Osten.