Kulturstadt Bamberg
Sie müssen es gespürt haben, jene Musiker aus Prag, die im Jahre 1946 mit einer kleinen Initialhilfe einheimischer Kulturbeflissener die Bamberger Symphoniker gegründet haben. Bamberg und Prag, so unterschiedlich ihre heutige Ausdehnung und natürlich auch ihre politische Bedeutung sein mögen, sind Städtegeschwister im Geiste. Wer durch Prag wie durch Bamberg streift, der spürt, dass er nicht auf alten Steinen, vielmehr auf alter Geschichte wandelt.
Beide sind fantastische Kunstkammern Europas, beide können auf den Glücksfall eines weitsichtigen und kulturliebenden Regenten zurückblicken – Bamberg auf Heinrich II. mit seiner Vorstellung von einem »Rom, diesseits der Alpen«, Prag drei Jahrhunderte später auf Karl IV. und auf dessen ebenso utopische Vision einer »Hauptstadt des vierzehnten Jahrhunderts«. Glück aber hatten beide Städte noch in anderer Hinsicht. Sie wurden in der Barbarei des Zweiten Weltkriegs – anders als Warschau oder Dresden – nicht zerstört. So gibt es in Prag noch etwa achtzig Gebäude aus romanischer Zeit, von steinernen Zeugen der Gotik und der Renaissance, des Barock wie des Klassizismus, nicht zuletzt auch des Jugendstils gar nicht erst zu reden. Und Bamberg besitzt einen der größten unversehrt gebliebenen historischen Stadtkerne in Deutschland mit rund 1.500 Einzeldenkmalen. Da wird niemand es als Zufall bezeichnen können, dass beide Städte etwa seit der gleichen Zeit Anfang der neunziger Jahre zum Weltkulturerbe der UNESCO gerechnet werden.
Die Kulturstadt Bamberg, und das unterscheidet sie vielleicht von Prag, der Hauptstadt Tschechiens, war allerdings immer eher eine Stadt der bildenden Kunst, der Architektur und des Wissens, weniger der Musik. Das hat sich seit Gründung der Bamberger Symphoniker geändert, das Orchester ist lange schon zum Kulturbotschafter Deutschlands in der Welt geworden. Und mit ihrer Konzerthalle an der Regnitz ist sie just zu jenem Zeitpunkt vor mehr als zwanzig Jahren mit einer akustisch herausragenden Residenz belohnt worden, da die von der UNESCO besiegelte Weltgeltung des alten Bambergs und der Status eines modernen Weltklasseorchesters zusammenfanden.